Sackgasse am Strommarkt
SCHWINDEGG – Die FDP-Bundestagsabgeordnete Sandra Bubendorfer-Licht (Ampfing) hat im Rahmen ihrer Sommertour Maximilian Geisberger, Prokurist der Geisberger Gesellschaft für Energieoptimierung mbH im oberbayerischen Schwindegg (Lkr. Mühldorf) getroffen. „Der drohende Ausfall des Stromnetzes („Blackout“) ist die größte anzunehmende Katastrophe für die Stromwirtschaft, für die wir gewappnet sein müssen“, betonte die Abgeordnete, die als Mitglied dem Ausschuss für Inneres und Heimat angehört.
Der Energieexperte Maximilian Geisberger weist auf die Tücken der Energiewende hin. Die Stromnetze werden seiner Ansicht nach den Belastungen nicht mehr standhalten, wenn Kern- und Kohlekraftwerke abgeschaltet, die regenerativen Energien nicht massiv ausgebaut und grundlastfähige Biogasanlagen vernachlässigt werden und auslaufen. „Ein „Blackout“ könnte zur Folge haben, dass auch in Deutschland zukünftig längere Netzausfälle drohen, da die Netze mangels „schwarzstartfähiger“ Großkraftwerke nicht mehr hochgefahren werden können. „Es fehlen Millionen Kilowatt Grundlast, bis ein totes Netz wieder auf Spannung kommt“, warnt er, denn „Smart Meter“ (ferntechnische Zu- und Abschaltung der Verbraucher) sei noch lange nicht umgesetzt.
Die noch laufenden Kernkraftwerke in Bayern tragen nach seinen Angaben mit ihrer Grundlast derzeit noch erheblich zur Netzsicherheit bei. Um diese zwei Meiler ersetzen zu können, müssen laut Geisberger grundlastfähige Erdgas- und Biogasanlagen pro Tag ein Energieäquivalent von ca. 15 Millionen Liter Heizöl bzw. 15 Millionen Kubikmeter Erdgas zur Verfügung stellen. Wenn das letzte Kernkraftwerk abgeschaltet wird und bis dahin die Hausaufgaben nicht gemacht sind, kann es seiner Ansicht nach zu massiven Stromausfällen kommen. „Der Weg in die Energiewende führt in eine Sackgasse“, prognostiziert Geisberger, wenn Stromspeicher und grundlastfähige Erdgas- und Biogasanlagen nicht massiv ausgebaut werden und die Lücken schließen. Erst recht fehlen weitere Energiereserven, wenn einmal acht bis zehn Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen unterwegs sein sollten, die jeden Tag 300.000.000 KWh abzapfen sollten. Es sei auch nicht daran zu denken, nach dem Abschalten der deutschen Kernkraftwerke, den Strom aus Tschechien zu beziehen. „Dann geben wir Geld, um eine Technik zu bauen, die wir selbst abgeschaltet haben.“
Bei einem Spitzenbedarf von bundesweit ca. 80 Gigawatt sind laut Geisberger derzeit nur etwa 20 Gigawatt über grundlastfähige Erdgas- und Biogasanlagen sowie Wasserkraft und Pumpspeicher abgedeckt. Es sind also 60 Gigawatt an Leistung, was drei Viertel der benötigten Energiemenge ausmacht, die letztendlich an bereitgestellter Leistung fehlen. Biogasanlagen sollen laut Geisberger bei sogenannten Kaltdunkelflauten Strom liefern, d.h. wenn Sonne und Wind fehlen, können Biogasanlagen vermehrt Strom erzeugen, wenn Sonne und Wind im Überfluss vorhanden sind, sollte das Biogas gespeichert werden. Hierzu müssen finanzielle Anreize geschaffen werden, damit dies auch im großen Stil umgesetzt wird. Als Synergieeffekt lässt sich die Abwärme einer Biogasanlage als Heizenergie nutzen. Die Anlagen seien zudem umweltfreundlich. „Die Wärmeproduktion einer Kleinbiogasanlage mit 75 KW ersetzt schon die erstaunliche Heizenergie von ca. 20 Liter Heizöl pro Stunde.“
Sandra Bubendorfer-Licht betonte, die Bioenergie sei ein wichtiger Baustein für die Energieversorgung in Deutschland. Deshalb müsste die Bundesregierung im Zuge der EEG-Novelle die Rahmenbedingungen so ändern, dass auch kleinere Betreiber im Wettbewerb mithalten könnten. In Bayern werden derzeit etwa 2.600 Biogasanlagen betrieben. Diese Betriebe bräuchten auch über 2022 hinaus Planungssicherheit.
Das nachhaltige Ziel, den CO2-Verbrauch zu reduzieren, kann Geisberger nachvollziehen. Der höhere CO2-Gehalt in der Luft führt nach seinen Beobachtungen zu stärkerem Wachstum in der Natur. „Der Mais wächst sehr hoch, die Bäume tragen mehr Früchte.“ Teilweise seien zwei Ernten in einem Jahr schon möglich, z. B. mit Getreide und Mais. Apropos Mais. Geisberger stört sich daran, dass Mais „schlecht geredet“ werde. Die Maispflanze braucht CO2 zum Wachsen. 1 Hektar Mais bindet mehr CO2 als ein Hektar Wald. Die verarbeitete Pflanze biete ebenfalls Vorteile. „Silage ist der beste Energiespeicher, um Sonnenenergie vom Sommer in den Winter nahezu verlustfrei zu transportieren“, wendet er Kritikern von „Vermaisung“ der Landschaft ein.
Das Unternehmen Bioenergie Geisberger stellt als mittelständischer Betrieb seit über 35 Jahren im Anlagenbau und in der Stromerzeugung sehr erfolgreich tätig. Geisberger hat mit seinem Unternehmen rund 500 Blockheizkraftwerke erbaut. Für 2020 prognostiziert er rund 15 Millionen Euro Umsatz, in Spitzenzeiten waren dies schon mal 25 Millionen Euro. Die Hälfte seiner 50 Mitarbeiter wird aufgrund der schlechten Auftragslage in Kurzarbeit gehen.