Politik darf soziale Dienste nicht im Regen stehen lassen
FDP-Heimatabgeordnete Sandra Bubendorfer-Licht sprach in einem Online-Videogespräch mit dem Mühldorfer Caritas-Kreisgeschäftsführer Richard Stefke über die Zeit der Corona-Pandemie
MÜHLDORF (14.01.2021) – Die FDP-Heimatabgeordnete Sandra Bubendorfer-Licht hat sich in einem Online-Videogespräch mit Caritas-Kreisgeschäftsführer Richard Stefke einen Überblick verschafft, vor welchen Herausforderungen die sozialwirtschaftlichen Dienste in der Corona-Pandemie stehen.
„Wir halten alle unsere sozialen Dienste für die Menschen im Landkreis Mühldorf aufrecht“, versichert Richard Stefke, Kreisgeschäftsführer der Caritas Mühldorf. Coronabedingt seien einige Dienste, etwa in der Beratung, auf Telefon und Video umgestellt worden. Im Team sei nur eine Infektion vorgekommen. Die Pflegedienste hätten sich erfolgreich geschützt und fortlaufend Patienten versorgt.
Soziale Dienste stünden vor der Herausforderung, so Stefke, dass bestimmte Leistungen vorfinanziert werden müssten. Zuschussgeber wie der Bund würden erst spät Bescheide erstellen, so dass die Träger in Vorleistung gehen müssen. Darüber hinaus seien Dienste wie die Beratung von Migranten nur zu 90 Prozent gefördert. Es sei nicht hinnehmbar, dass die Dienstleister auch noch Geld mitbringen müssten, appellierte Stefke an die Bundestagsabgeordnete, die sich im Ausschuss für Inneres und Heimat um dieses Thema kümmert.
Einen weiteren Impuls gab Stefke der Bundestagsabgeordnete in Sachen Bürokratieabbau mit. So akzeptiere das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) unter anderem bei der Finanzierung des Jugendmigrationsdienstes keine digitalen Belege. „Alle Welt digitalisiert, die Behörde will aber Papierbelege.“ Die Caritas arbeite mit digitalen Belegen, die auch von Wirtschaftsprüfern anerkannt werden.
Sandra Bubendorfer-Licht merkte an, dass viele soziale Dienstleister katastrophal unter der Pandemie zu leiden hätten. So fehlten viele Bausteine der Refinanzierung, etwa bei Losstände bei Festen oder Märkten. Richard Stefke konnte diese Erfahrung nur bestätigen. Obwohl die sozialwirtschaftlichen Dienste nicht gewinnorientiert arbeiten, müssten sie sich refinanzieren. „Wir gehen häufig in Vorleistung“, sagt der Caritas-Kreisgeschäftsführer, „und hoffen, dass die politischen Zusagen eingehalten werden.“ Deshalb appellierte Stefke an die Politik, die sozialwirtschaftlichen Dienste nicht im Regen stehen zu lassen.
Sandra Bubendorfer-Licht stimmte zu, dass die Arbeit der sozialen Dienstleister wichtig sei, die Spaltung in der Gesellschaft nicht zu vergrößern. In der Praxis besteht laut Stefke die Gefahr, dass durch die Pandemie das soziale Gefüge durcheinandergerate.
Die Folgen der Pandemie seien bei den Menschen noch nicht im großen Stil spürbar. Die Lage kann sich nach Ansicht von Stefke aber durchaus zuspitzen. Die Caritas versuche mit ihren Präventionsangeboten zu helfen, dass Menschen ihre Wohnung nicht verlieren und in die Obdachlosigkeit abgleiten. Sandra Bubendorfer-Licht appellierte an Kommunen, den sozialen Wohnungsbau weniger bürokratisch zu gestalten, umso mehr bezahlbare Wohnungen zu ermöglichen.
Es wäre ideal, so Stefke, wenn in Vermittlungen mit dem Vermieter eine Wohnung noch zu halten sei. Die sozialen Dienste müssten sich um die Problemkreise Süchte, Schulden und drohende Obdachlosigkeit kümmern.
Die Kreiscaritas beschäftigt an den zwei Hauptstandorten Mühldorf und Waldkraiburg sowie mit Sprechstunden in Neumarkt St. Veit, Haag, Gars und Schwindegg 110 Mitarbeiter. Der ambulante Pflegedienst betreut rund
220 Patienten. Die Fachdienste kümmern sich um die Beratung von Suchtkranken, Familien sowie die Frage nach dem guten Leben im Alter.