Mit Drohne auf Verbrecher-Jagd in vier Landkreisen
PIDING/MÜHLDORF – Die FDP-Heimatabgeordnete Sandra Bubendorfer-Licht (Ampfing) hat mit Arno Pichler, stv. Kreisvorsitzender der FDP Berchtesgadener Land (Bayerisch Gmain) die Grenzpolizeiinspektion Piding besucht, um sich über die Aufgaben, der 2018 neu gegründeten Schleierfahnder zu informieren. Polizeirat Bernhard Dusch und der Erste Polizeihauptkommissar Rainer Wirth gaben Einblick in ihre Arbeit.
Die Dienststelle der Grenzpolizei ist laut dem stellvertretenden Leiter Bernhard Dusch nach dem Wegfall der stationären Grenzkontrollen zu Österreich 1998 als „Polizeiinspektion Fahndung Traunstein“ gegründet worden. Seit 2018 - mit Wiedereinführung der Bayerischen Grenzpolizei - sei die Grenzpolizeiinspektion von Piding-Urwies unmittelbar an der Autobahn A8, Anschlussstelle Bad Reichenhall, vor Ort präsent. Organisatorisch gehört sie zum Polizeipräsidium Oberbayern Süd in Rosenheim. Rund 120 Polizeibeamte und 25 Angestellte fahnden in den Landkreisen Berchtesgadener Land (BGL), Traunstein (TS), Mühldorf am Inn (Mü) und Altötting (AÖ). Die beiden letztgenannten Landkreise werden von der nachgeordneten Grenzpolizeistation Burghausen betreut.
Aufgabe sei es, so der 43-jährige Polizeirat, rund um die Uhr den internationalen Reiseverkehr zu überwachen, um grenzüberschreitende Deliktsfelder wie Urkunden- und Betäubungsmittelkriminalität sowie Fahrzeugdiebstahl aufzuklären, aber auch Waffenschmuggel zu verhindern sowie illegale Migration und Schleuserkriminalität zu bekämpfen. Dazu sind die Schleierfahnder uniformiert oder zivil auf den Straßen im Hinterland der Grenze unterwegs. Der grenzüberschreitende Bahnverkehr werde von der Fahndungsgruppe „Schiene“ mit Dienstsitz in Freilassing kontrolliert.
Hochmoderne Verbrecher-Jagd
Zu den hochmodernen Einsatzgeräten der Fahnder zählt ein sieben Kilogramm schwerer Multicopter mit Wärmebildkamera. Ein Basisfahrzeug, mit umfangreicher Informations- und Kommunikations-Ausstattung begleitet die Drohne vom Boden aus, um die Daten auszuwerten. Laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) wird die Grenzpolizei sowohl an personell als auch ausstattungsmäßig ausgebaut. Derzeit verfüge der Freistaat über 756 Grenzpolizisten. Bis 2025 soll auf 1.000 Stellen aufgebaut werden.
„Wir sind mehr als eine normale Polizeiinspektion“, sagt Dusch. Dies zeige sich besonders an den spektakulären Aufgriffen, die im letzten Jahr an der Autobahn A8 erfolgten: Die Pidinger Grenzpolizisten stellen jährlich rund 500 Fahrzeuge sicher. Im letzten Jahr fielen ihnen etwa zwei 150.000 Euro teure Luxus-SUV an einem Tag in die Fänge. Im Schmugglerversteck eines serbischen VW-Passat wurden zehn Kilogramm Heroin entdeckt. Außergewöhnlich war auch der Fund von funktionsfähigen Kriegswaffen wie einer Kalaschnikow AK47 samt Munition oder einer Maschinenpistole „Scorpion“. Weniger Tipps als vielmehr das Gespür der Beamten, dass Fahrzeug und Fahrer nicht zusammenpassten, führe zum Fahndungserfolg, betont Erster Polizeihauptkommissar Rainer Wirth.
Verlagerung von der A8 auf die A94
Wie Dusch deutlich machte, war die Arbeit der Grenzpolizei 2021 stark von der Corona-Pandemie geprägt. Die Grenzpolizisten kontrollierten etwa die spezifischen Anmelde- und Nachweispflichten. Vom Ukraine-Krieg sei die Autobahn A8 als untergeordnete Flüchtlingsroute weniger tangiert. Grundsätzlich verlagere sich der Verkehr von der A8 auf die A94 als kürzerer Verbindung Richtung Osten, so die Beobachtung der Pidinger Grenzschützer. Dementsprechend seien auch mehr fahndungsspezifische Aufgriffe erfolgt.
Die Bundestagsabgeordnete Sandra Bubendorfer-Licht sprach auch den Unterschied und die Zusammenarbeit zwischen Bundes- und Grenzpolizei an. „Unsere Arbeit läuft Hand in Hand“, sagt Dusch. Die stationären Grenzkontrollen an der Autobahn in Walserberg etwa zählten zu den Aufgaben der Bundespolizei. Auf Anforderung und mit Zustimmung der Bundespolizei übernehme die Grenzpolizei temporär Grenzkontrollen an der deutsch-österreichischen Grenze. Mobile Fahndungsteams mit einer Tiefe von 30 km entlang der Grenze – die sogenannte Schleierfahndung – sei Spezialaufgabe der Grenzpolizei, berichtet der Polizeirat.
Bildtext: Mit dem Multicopter auf Verbrecherjagd (v.l.): Polizeirat Bernhard Dusch, stv. Dienststellenleiter der Grenzpolizei Piding, und Erster Polizeihauptkommissar Rainer Wirth demonstrieren der FDP-Bundestagsabgeordneten Sandra Bubendorfer-Licht (Ampfing) und dem stv. FDP-Kreisvorsitzenden Arno Pichler (Bayrisch Gmain) den Multicopter, eine sieben Kilogramm schwere Drohne, die in vier Landkreisen nicht nur auf Verbrecherjagd geht, sondern auch bei Vermisstensuche helfen kann. (Foto: Josef König/Abgeordnetenbüro)