Sandra Bubendorfer-Licht

Käse mit dem Knusperfaktor Hanf

Sein Hanfkäse hat die Knuspergarantie (v. l.): Georg Hartinger (62), von der Hofkäserei Hodersberg bei St. Wolfgang (Lkr. Erding) mit der FDP-Bundestagsabgeordneten Sandra Bubendorfer-Licht (Ampfing) sowie Silke und Wenzel Cerveny von “Hanf – der etwas andere Bioladen”
Käse mit Knusperfaktor Hanf: G. Hartinger (Hofkäserei Hodersberg) mit MdB Sandra Bubendorfer-Licht.

St. Wolfgang – Die FDP-Bundestagsabgeordnete Sandra Bubendorfer-Licht (Ampfing) hat im Rahmen ihrer Sommertour die Hofkäserei Hodersberg in St. Wolfgang (Lkr. Erding) besucht. Besitzer Landwirtschaftsmeister Georg Hartinger (62) baut Hanf an und betreibt Milchviehhaltung. Aus der Milch der Kühe und der vielseitigen grünen Pflanze Hanf stellt er Käse und Wurst mit Hanfsamen her, die regional in den bayernweit neun Geschäften von “Hanf – der etwas andere Bioladen” vermarktet werden.

Artgerechte Tierhaltung mit artgerechter Fütterung und muttergebundener Kälberaufzucht sind die Basis der Käsespezialitäten aus hofeigener Rohmilch von Georg Hartinger. Ein Geheimnis der Schnittkäse ist die Futtermischung für die Kühe aus frischem Gras von der Weide und Heu im Stall. Die Milch seiner 22 Kühe haben daher einen hohen Anteil an wichtigen Omega-3-Fettsäuren. “Das ist für die menschliche Ernährung besonders wichtig”, so der Biobauer.

Sein Hof verfügt über eine landwirtschaftlich genutzte Fläche von 25 Hektar und 8 Hektar Wald für die eigene Wärmeversorgung mittels Hackschnitzelheizung. Im Jahr 2012 hat Georg Hartinger begonnen, auf drei Hektar die Hanfsorte Uso31 – eine von 52 von der EU zugelassenen Sorten – anzubauen, heute sind es rund acht Hektar. Diese Sorte sei züchterisch darauf ausgelegt, dass die Pflanzen nicht mehr als 0,2 Prozent des psychoaktiven Tetrahydrocannabinols (THC) aufweisen. Europaweit gelten allerdings unterschiedliche Grenzwerte, in Österreich 0,3 Prozent, in Italien 0,6 Prozent und in der Schweiz 1,0 % THC.

Rund eine Tonne Hanf Ertrag pro Hektar lässt sich laut Hartinger mit Hanf an Ertrag erzielen. In Oberbayern habe er sich mit rund 25 Landwirten zusammengeschlossen, die rund 50 Tonnen Hanf ernten. Die Landwirte bieten geschälte und geschrotete Hanfsamen an, aber auch Hanföl und Hanftee . Auf bayerischen Feldern blüht immer mehr Nutzhanf: Die Anbaufläche der grünen Pflanze hat sich nach Angaben des Bayerischen Bauernverbandes innerhalb eines Jahres von 2018 auf 2019 auf 359 Hektar verdoppelt.

Zu den regionalen Abnehmern von Hartingers Käse- und Wurstspezialitäten zählt Wenzel Cerveny, Gründer und Betreiber der Handelskette “Hanf – der etwas andere Bioladen” mit bayernweit neun Geschäften. Er kämpft – nah am Endverbraucher mit den Behörden. Große Konzerne dürfen seiner Einschätzung nach thc-armen Hanftee ohne Kontrollen im Regal verkaufen, während kleine Hanfshops von Rollkommandos der Polizei mit Rammen gestürmt werden. “Es gibt ein unterschiedliches Vorgehen der Behörden bei großen Handelsketten oder Drogeriemärkten und kleinen Hanfläden. “Wir brauchen endlich Rechtssicherheit”, fordert Wenzel Cerveny.

“Diese Willkür ist mir ein Dorn im Auge”, sagt die FDP-Bundestagsabgeordnete Sandra Bubendorfer-Licht. Das Mitglied im Bundestagsausschuss für Inneres und Heimat wies darauf hin, dass der Freistaat Bayern bundesweit beim Thema Hanf mit den härtesten Beschränkungen reagiert. Dies wiederstrebe ihrem Gerechtigkeitsempfinden: “Es ist nicht ersichtlich, warum jemand in Bayern wegen ein paar Gramm verurteilt wird, während das Delikt in Berlin nicht verfolgt wird.” Solche Unterschiede sollte es in einem Land nicht geben, so Bubendorfer-Licht. Die FDP setzt sich in ihrem Parteiprogramm für eine Liberalisierung von Cannabis ein. Damit soll auch dem Schwarzmarkt die Basis entzogen werden. Konsequenter Jugendschutz sei erst mit einer kontrollierten Abgabe ab 18 Jahren möglich.

Hanf als ökologischer Faktor
Landwirtschaftsmeister Georg Hartinger bewirtschaftet seinen Hof, der auf der Isener Altmoräne nördlich von St. Wolfgang liegt nach biologischen Grundsätzen. Auf seinen Ackerflächen steht eine fünf-bis sechsgliedrige Fruchtfolge mit vielen Zwischenfrüchten und Untersaaten an. Bei einer Vegetationszeit bei Hanf von 100 Tagen kann im Frühjahr noch gut noch eine Futtervorfrucht stehen, so dass er im Herbst noch zur Körnergewinnung gedroschen werden. Nicht nur wegen des Ertrags schätzt Hartinger Hanf als Pflanze mit Potential. Die Frucht trage besonders zu einer schönen Bodengare bei. Hanf brauche keine Nährstoffe, vielmehr holt sich die Pflanze die Mineralstoffe und Wasser aus der Tiefe. Wenzel Cerveny sieht im Hanf ein ökologisches Allzweckpotenzial, der nicht nur CO2 in Sauerstoff umwandelt, sondern viele Produkte umweltfreundlicher gestalten lässt. So sei z.B. für die Herstellung von Papier nur ein Viertel der Fläche notwendig, wie dies derzeit mit Bäumen geschieht.

Die vielseitige Hanfpflanze von Hartingers Felder liefert auch noch die Rohstoffe für Baumaterial. Dämmstoffe werden aus der 2,50 bis 3,00 Meter langen Pflanze gewonnen. Nach dem Drusch wird die Faser auf dem Feld getrocknet, gepresst und gebündelt. Allerdings sei der Transport zum Weiterverarbeiter der Stengel mit der wertvollen Faser noch teuer, solange die Ware nicht regional abgenommen werde, so Hartinger.

Mit der Ächtung von Hanf als Rausch erzeugendes Genussmittel entgehen den Menschen nicht nur ökologische und wirtschaftliche Vorteile. Die Freigabe von Cannabis würde laut Bubendorfer-Licht vier Millionen Menschen in Deutschland aus der kriminellen Ecke holen und immense Ressourcen bei der Polizei freimachen. Wenn Cannabis ähnlich wie Zigaretten besteuert wird, kann der Staat jährlich bis zu einer Milliarde Euro einnehmen, die für Prävention, Suchtbehandlung und Beratung eingesetzt werden. Sandra Bubendorfer-Licht ist überzeugt: “Eine Freigabe von Hanf bedeutet für Landwirte, dass sie weniger Bürokratie und Restriktionen erdulden müssen, wenn sie Hanf anbauen.”