Heimische Friseure wollen wieder arbeiten
TÖGING AM INN (20.01.2021) – Die Friseure erfüllen eine wichtige Funktion in der alltagsbezogenen Grundversorgung – auch in Zeiten der Corona-Pandemie. „Das Friseurhandwerk muss ab 1. Februar 2021 wieder öffnen“, fordern Helga Wimmer, Kreishandwerksmeisterin und Obermeisterin der Friseurinnung Altötting – Mühldorf sowie Kreishandwerkerschaft-Geschäftsführer Markus Saller im Wirtschafts Service Zentrum der Kreishandwerkerschaft in Töging im Gespräch mit der FDP-Bundesabgeordneten Sandra Bubendorfer-Licht (Ampfing).
Innungsobermeisterin Helga Wimmer verweist auf erste Insolvenzen im Kreis. Dies habe Folgen für die Auszubildenden. „Wir versuchen alles, damit die Ausbildung erfolgreich beendet werden kann“, so die Obermeisterin. Der coronabedingte Lockdown der Friseursalons schneide den Nachwuchs von täglicher Routine ab: „Ein Übungskopf ersetzt noch keine Praxis.“ Die FDP-Bundestagsabgeordnete Sandra Bubendorfer-Licht lobt die Bemühungen: „Lehrlinge dürfen nicht auf der Strecke bleiben.“ Allerdings sei es schwierig, so Wimmer, ohne Vorbereitung durch die Berufsschule die Prüfung zu schaffen. Derzeit finde weder der eine Berufsschultag in der Woche noch der überregionale Blockunterricht statt. Bayernweit klagen die Friseure über 18,2 Prozent weniger Neuverträge bei den Auszubildenden. Generell sei ein Nachwuchsmangel bei den Lebensmittel-Berufen festzustellen, so KHS-Geschäftsführer Markus Saller. Es gebe kaum mehr Auszubildende, die Bäcker oder Metzger werden wollen. Mit Folgen in der Praxis: „Wenn ein Bäckermeister seinen Betrieb aufgibt, hat er oft keinen Nachfolger mehr.“
Saller vermisst in der Corona-Pandemie Optimismus und klare Vorgaben, wie es weitergeht. Der KHS-Geschäftsführer weist auf Konstruktionsfehler der politischen Maßnahmen hin, die er der Bundestagsabgeordneten mit auf den Weg nach Berlin gab. So sind etwa die Kurzarbeiterregelungen auf die Großindustrie ausgelegt, gehen am Handwerk vorbei. Im Zuge der Regelung muss nämlich ein Arbeitnehmer der verkürzten Arbeitszeit zustimmen. Im Friseurhandwerk etwa sei dies schwierig, weil Arbeitnehmer vom Kurzarbeitergeld nicht leben könnten. „Wenn der Mitarbeiter nicht zustimmt, bleibt dem Arbeitgeber nur die Alternative, den Arbeitnehmer weiter bei vollem Gehalt zu beschäftigen oder fristgerecht zu kündigen.
Mehrwertsteuer-Senkung wenig hilfreich
Wenig hilfreich für das Handwerk war laut Markus Saller die halbjährige Mehrwert-Steuersenkung: „Unsere Betriebe hatten großen Aufwand mit der Buchhaltung.“ Generell steige der Bürokratieaufwand im Büro, das Handwerk arbeite aber in der Werkstatt, in der Backstube oder im Friseursalon. „Bürokratieabbau ist ein Dauerprojekt“, betonte Sandra Bubendorfer-Licht. Vielfach steigt die Belastung mit Regelpflichten, die nicht praxisnah seien und besonders die kleinen und mittleren Betriebe mit Arbeit und Zeitaufwand von ihren Aufträgen abhielten, so die liberale Abgeordnete.
Die Corona-Hilfen für das letzte Jahr sind laut Helga Wimmer geflossen.
Nach den guten Geschäftszahlen nach der Eröffnung im Mai droht allerdings vielen Betrieben die Rückzahlung. Vor dem Lockdown im Dezember 2020 seien noch viele Kunden in die Salons gekommen. Der Lockdown bedrohe jetzt viele Betriebe in der Existenz. Der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft befürchtet, dass ersten Branchen bald die Luft ausgehen werde. „Das Handwerk jammert nicht, aber viele Friseure fahren auf der letzten Rille“, warnt Saller. Deshalb fordert die Innung auch die Öffnung der Betriebe zum 1. Februar 2021.
„Wir sind das einzige Vollhandwerk, das nicht arbeiten darf“, kritisiert Wimmer. Dabei hatte die Branche ein richtungsweisendes berufsgenossenschaftliches Hygiene- und Arbeitsschutzkonzept erarbeitet und angewendet. „Friseurbesuche sind sicher.“